Mittwoch, 17. Mai 2006

Dienstag, 16.05.2006 ::: Hontanas bis Itero de la Vega

Nach einer sehr erholsamen Nacht - wir haben beide bestens geschlafen - sind wir heute um 6:40 in Richtung Itero de la Vega losgezogen.
Nach den beiden letzten Tagen wollten wir heute einen Erholungstag einlegen und nur 22 km laufen. Auf eben verlaufenden angenehmen Naturpfaden durch Felder, verliessen wir Hontanas, das wir in bester Erinnerung behalten werden. Nach etwa 5 km erreichten wir das ehemalige Kloster St. Antón, in dem im Mittelalter leprakranke Pilger behandelt wurden und wo heute eine einfache Pilgerherberge untergebracht ist.
Gegen 8:30 erreichten wir nach 10 km Castrojeriz und nahmen dort in einer vampirsicheren Bar unser Frühstück ein. Am Deckenbalken hing ein mindestens 5 m langer, mächtiger Knoblauchstrang und an der Wand hing ein überdimensionaler Rosenkranz, dessen Perlen einen Durchmesser von 3 cm hatten. Den dortigen Internetzugang nutzten wir, die Berichte von Sonntag und Montag einzugeben. Habe mich an die spanische Tastatur immer noch nicht gewöhnt: kein Scharf-s, z und y sind vertauscht, ä, ü, ö muss man mit Doppeltastenkombination schreiben; dafür gibt es Tasten für ¡, ¿, ñ, ....
Darüber ist es jetzt auch schon nach 9:00 geworden und der Tabakladen, der 400 m weiter die Strasse hinunter sich befinden soll, müsste jetzt geöffnet haben. Wir brauchen endlich Briefmarken, um die in Burgos geschriebenen Postkarten abschicken zu können.
Wir verlassen Castrojeriz und können in der Ferne schon den Aufstieg auf den vor uns liegenden Tafelberg erkennen. Etwa 2 km lang zieht sich die Piste hinauf, die wir recht locker bewältigen. Die drei spanischen Radfahrer, die mal gerade eben so an uns vorbei strampeln können, müssen da deutlich mehr Körner lassen. Vom Tafelberg aus geniessen wir den einfach nur wunderschönen Panoramablick bei bester Weitsicht. Wie wiederholen uns gerne: Spanien ist ein weites, von hier aus unendlich weites Land. Wie schon gestern hatten wir auch heute wieder sehr schönes Wetter: strahlend blauer Himmel, vereinzelte ein paar Schäfchenwolken, mit Sonnenschein und beständig leichter Brise. Sehr angenehm, aber auch sehr gefährlich! Ich laufe vorsichtshalber lieber in langen Hosen: ich bin ja trotz meines bereits fortgeschrittenen Alters durchaus noch lernfähig.
Auf dem Tafelberg treffen wir Elisabeth aus Ingolstadt, die letztes Jahr von St. Jean P.d.P. bis Burgos gelaufen ist und dieses Jahr von Burgos für 14 Tage auf dem Camino Richtung Santiago unterwegs ist. Wir sind unseren Arbeitgebern (Caritas-KH Bad Mergentheim www.ckbm.de / Fa. Wenz-Elektrotechnik, Grossrinderfeld) nicht nur in diesem Moment dankbar, dass diese uns 6 Wochen für den Gesamtweg ermöglicht haben.
Der ca. 300 m lange Abstieg vom Tafelberg war recht steil, was wir beiden besonders an unseren Blasen spürten, die wir gestern anpunktiert hatten und in die jetzt bestimmt wieder Sekret eingelaufen ist. Wir werden heute nochmals nachpunktieren und die Richtung des Stichkanals verändern.
Es ist schon etwas anderes, über längere Zeit täglich mit Gepäck zulaufen, als nur mal eine Wochentour in den Alpen oder in den Mittelgebirgen zu unternehmen. Unsere "Felgen" sind aber insgesamt noch o.k., Muskulatur und Gelenke machen uns bis jetzt gar keine Probleme.
Über Felder erreichen wir die Kirche San Nicolás, Teil eines Pilgerhospitals des Malteser-Ordens aus dem 13. Jh., in dem heute die Jakobusbruderschaft aus Perugia mit freiwilligen Helfern aus Italien einen Herberge führt. Kurz danach queren wir den Fluss Pisuerga über eine mittelalterliche Brücke und verlasen damit die Provinz Burgos und betreten die Provinz Palencia, die beide zu Castilla y León gehören. Nach weiteren 1,5 km kommen wir gegen 12:00 in Itero de Vega an, wo wir uns heute in dem Hostal "Fitero", das neben einer typischen Pilgerherberge auch normale Zimmer anbietet, den "Luxus" eines Doppelzimmers mit eigener Dusche/WC gönnen. Das kostet zwar statt 4 € dann 17,50 € pro Nase, aber das ist es uns wert (...eine Nacht ohne Ohropax...) und auch nicht wirlich teuer.
Davon, dass wir hier schon unseren Etappenstopp eingelgegt haben, versprechen wir uns auch, die nächsten Etappen azyklisch gegen den Hauptstrom laufen zu können. Mal schauen, ob sich diese Theorie auch in der Praxis halten lässt.

Strecke: heute 22 km / gesamt 344 km.
Noch ca. 430 km bis SdC und 520 km ans Kap.

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