Freitag, 9. Juni 2006

Donnerstag, 08.06.2006 ::: Fisterra bis Muxía

In Santiago trafen wir in der Tourist-Info zufällig auf einen Deutschen, der uns begeistert von dieser Strecke berichtete. Letztlich war das so eindrucksvoll, dass wir uns entschieden, statt eines Erholungstages in Fisterra, noch diese Etappe an der Westküste Galiciens, der Costa del Morte zu gehen. Das diesige Wetter von gestern setzte sich heute früh mit dichtem Nebel (die reinste Waschküche) fort, als wir gegen 6:30 Fisterra verliessen.
Zuvor hatte uns Chikayo, die bereits wach war, obwohl ihr Bus nach Santiago erst um 11:00 ging, nochmals herzlichst verabschiedet und gab uns jeweils noch einen eigentlich für sie angefertigten Talisman (sie ist Shinto-Anhängerin) mit auf den Weg. Eine für uns wirklich bemerkenswerte Frau, die wir beide in den zwei vergangenen Tagen mehr als schätzen gelernt haben.
Für den Weg nach Muxía hatten wir weder Kartenmaterial noch Wegbeschreibungen und auch die Informationen der Hospitalera in Fisterra, auf die wir eigentlich gesetzt hatten, waren mehr als spärlich. So hatten wir von Fisterra aus den richtigen Einstieg in den Weg irgendwie verpasst und fanden diesen erst nach mehrmaligem Nachfragen, was um diese Uhrzeit in Spanien nicht ganz einfach ist – man trifft kaum auf jemanden und muss dann noch Glück haben, wenn diese nüchtern sind.
In dem dichten Nebel, der die ganze Küste und das Küstengebirge einhüllte, war auch die weitere Orientierung nicht ganz einfach, zumal auf dieser Etappe die Wegmarkierungen nicht durchgehend in der gewohnten gelben Farbe sondern auch mal in grün angezeichnet waren, was im Wald besonders gut wirkt. Erst gegen 11:00 Uhr hatte es die Sonne geschafft, den letzten Nebel zu vertreiben.
An einem Fluss, ein gutes Stück nach Lires (Km 17), der einzigen Ortschaft mit Bar zwischen Fisterra und Muxía, mussten wir notgedrungen unsere Schuhe ausziehen. Der ca. 15 m breite Fluss wird hier über im Wasser liegende Granitblöcke überquert. Zur Zeit hat der Fluss aber noch einen höheren Wasserstand, sodass bis auf die ersten 3 Steine alle anderen zwischen 10 bis 30 cm unter Wasserniveau lagen. Einer davon war sogar weggekippt – mit kurzer Hose aber letztlich kein Problem.
Eigentlich waren wir davon ausgegangen, so gegen 14:30 Uhr in Muxía einzutreffen, aber der zähe Etappeneinstieg, der Nebel, die Bar in Lires, die Flussquerung und zum Schluss noch 2 Irrwege unsererseits führten dazu, dass wir erst kurz vor 16:00 in Muxía eintrafen.
Die Pilgerherberge hier ist noch in der Planung/im Bau (32 Betten), sodass Pilger hier in der hiesigen Sporthalle Unterkunft finden. Geschlafen wird auf der Tribüne, Duschen gibt es hier sowieso und ausserdem kann man hier Waschmaschine und Trockner kostenlos nutzen wenn man will.
Muxía ist seit dem 12. Jh. Bestandteil des Netzes der Jakobuswege. Sehenswert ist vor allem das “Sanktuarium von A Barca“, einer Seefahrerkirche, die der Jungfrau Maria (“Nuestra Sra. de la Barca“) geweiht ist. Daneben gibt es hier einsame Sandstrände (grössere und kleinere mit feinem, weissem Sand) für den, der so etwas mag.
Im Restaurant “La Sirena“, mit einer etwas abenteuerlich gemischten Einrichtung, die uns an Bilder aus den 50-er Jahren erinnert, hatte wir ein prima Abendmenü (gut – reichlich – preiswert) der regionalen Küche; liegt in der Rúa Condes Mareda ganz in der Nähe der Sporthalle Richtung Hafen. (=> sehr empfehlenswert!)
In diesem Restaurant hängen auch verschiedene Bilder der Schiffskatastrophen der vergangenen Jahre an der “Costa del Morte“ (Todesküste), wovon die Ölpest nach der Havarie der “Prestige“ im Jahr 2002 wohl noch in Erinnerung sein dürfte. Zwei nebeneinander aufragende gewaltige Steinmonumente am Felsstrand unweit der vorbenannten Seefahrerkirche zeugen davon. Wir kamen mit dem Wirt über diese Katastrophe auch kurz ins Gespräch, die die Existenzgrundlage so vieler Menschen an der Küste bedrohte und deren Beseitigung nur mit maximalem Einsatz auch der hier wohnenden Bevölkerung geleistet werden konnte: einem 35-Jährigen kostete dies sogar das Leben. Der Wirt schenkte uns ein Bild von diesem Mann und wir merkten ihm dabei die immer noch sehr starke emotionale Anteilnahme gut an.
Strecke: heute: 35 km / gesamt: 897 km
Mit den nicht gezählten Abstechern, die wir in so manche Bar gemacht haben, erreichen wir locker die 900 km-Marke und beenden damit unseren Camino 2006.

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